Erste quantitative, wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Kunsttherapie im klinischen Bereich bei Alkohol-Abhängigkeitserkrankungen in Europa:
Die Auswirkung Kunsttherapeutischer Interventionen auf die Ressourcen „Selbstmanagement“, „Selbstwirksamkeitserwartung“ und „Sinnerleben“
bei stationären alkoholabhängigen Patientinnen
Eine empirisch-quantitative Wirksamkeitsanalyse
ABSTRACT
Im Laufe des Lebens erkranken etwa zehn Prozent der ÖsterreicherInnen an Alkoholabhängigkeit, wobei sich die volkswirtschaftliche Folgeschäden jährlich auf rund 740 Millionen Euro belaufen. Ausgehend von dieser Situation ergibt sich die Notwendigkeit, wissenschaftlicher Forschung zur Evaluierung der Behandlungsstrategien und zur Optimierung des therapeutischen Erfolges im Suchtbereich. Die Studie widmet sich der Wirksamkeitsüberprüfung der Kunsttherapie im stationären Bereich von PatientInnen mit Alkoholabhängigkeitserkrankung in Bezug auf Proaktive Einstellung, Selbstwirksamkeit, Selbstmanagement und Sinnerleben. Es wird der Frage nachgegangen, ob durch kunsttherapeutische Interventionen Bewusstwerdungsprozesse zum Erkennen von sinnstiftenden Perspektiven und Zielen sowie Veränderungen durch die (Wieder)erlangung und Stärkung der Ressourcen zur Förderung der Gesundheit und Resilienz angeregt werden. Methodisch wurden die Daten an stationären PatientInnen (n = 44) im Prä-Post-Design mittels vier standardisierter, psychometrischer Erhebungsinstrumente zum Vergleich der Interventions- und der Kontrollgruppe über einen Zeitraum von sechs Monaten erhoben. Die statistische Datenanalyse ergab signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Ressourcen „Selbstmanagement – Proaktive Einstellung“ (p < .001; dCohen = 1.72), „Ressourcen bei der Bewältigung schwieriger Situationen“ (p = .045; dCohen= 0.62), „Selbstwirksamkeitserwartung“ (p = .043; dCohen=0.73) sowie bei der „Sinnerfüllung“ (p = .001; dCohen = 1.31), wobei die Ergebnisse auf einen positiven Einfluss der kunsttherapeutischen Interventionen in den erhobenen Dimensionen schließen lassen. Des Weiteren zeigten die Ergebnisse für die Versuchsgruppe signifikante Verbesserungen mittlerer Effektstärke über den Verlauf des kunsttherapeutischen Behandlungsprozesses. Die Kunsttherapie im klinischen Bereich der Alkoholabhängigkeitsbehandlung fördert demnach den Entwicklungsprozess der Resilienz sowie die grundlegenden Fähigkeiten, Krisen mit Hilfe der eigenen Ressourcen zu meistern und kann somit zur Reduktion des Rückfallgeschehens beitragen.
Schlüsselwörter: Kunsttherapie, Abhängigkeitserkrankung, Ressourcen, Resilienz, Salutogenese.